Die Alster und Oberalsterniederung

Der namensgebende Fluss im Herzen unserer AktivRegion entspringt im Quellgebiet bei Henstedt-Rhen und verläuft dann bis zu seiner Entwässerung in die Elbe 56 Km nach Hamburg, zunächst stetig nach Osten, dann stark nach Süden abfallend. Die Alster, die sich in einem eiszeitlichen Urstromtal bewegt, ist ab Km 12 mit dem Kanu befahrbar, allerdings wird die Durchfahrt häufig durch Bewuchs, Schleusen und Niedrigwasser erschwert. Motorboote sind nicht gestattet. Ab Kayhude beginnt dann auch der bekannte Alsterwanderweg, immer am Fluss entlang und durch die schöne Hansestadt.

Die Oberalsterniederung ist ein wichtiges Naturschutzgebiet und ist entstanden, als große Mengen von Schmelzwasser des abtauenden Gletschers nicht abfließen konnten und deshalb einen flachen Eisstausee bildeten. Dieser ist im Laufe von Jahrtausenden schließlich verlandet. Mit 907 Hektar zeigt sich die Oberalsterniederung heutzutage als drittgrößtes Naturschutzgebiet in Schleswig-Holstein. Vielgestaltig durfte sich die Landschaft hier entwickeln: mit Hochmooren, Auwäldern, Wiesen und bäuerlich geprägter Kulturlandschaft findet der Besucher nicht nur ein abwechslungs- und artenreiches Gebiet vor sondern kommt auch in den Genuss einer weitgehend naturnahen und unverbauten Flusslandschaft.

In geschichtlicher Betrachtung ist die Alster interessant, da sie im ausgehenden Mittealter als wichtige Wasserstraße an Bedeutung gewann. Die Hamburger und Lübecker Kaufleute strebten nach einer schiffbaren Handelsverbindung außerhalb des Lauenburgischen Herrschaftsbereichs, und somit wurde die Idee geboren, einen Kanal über das Nienwohlder Moor zwischen dem heutigen Nienwohld und Sülfeld zu errichten. Die Alster sowie die Alte Alster wurden durch den Kanal an die von jeher schiffbaren Flüsse Beste und Trave angebunden. Von 1448 bis 1452 wurde der erste Bauversuch gestartet, aufgrund der erheblichen technischen Schwierigkeiten und der hohen Kosten aber wieder eingestellt. Im Jahr 1525 wurde das Projekt mit größeren Ressourcen erneut angegangen; 1529 war der 4-5 Km lange Kanal über das Nienwohlder Moor dann tatsächlich fertiggestellt. Auf insgesamt 91 Km  Wegstrecke und über 23 Schleusen konnten die Lastschuten in bestenfalls drei Tagen zwischen Lübeck und Hamburg verkehren. Vornehmlich wurden der Segeberger Kalk, Oldesloer Salinensalz sowie Torf der umliegenden Moore transportiert. Die grundsätzlichen Probleme - die Höhenunterschiede, die Überwindung der Wasserscheide auf dem Nienwohlder Moor, die allgemeine und stetige Wasserknappheit sowie die Nichtakzeptanz der neuen Wasserstraße bei den Anrainern - blieben bestehen.

Nach gerade einmal 21 Jahren kam es in 1550 zur Unterbrechung des Transportweges, da die Schleuse bei Neritz kaputt ging und nicht mehr instandgesetzt wurde. Die Wasserstraße wurde nur noch in Teilen per Schiff genutzt und ansonsten wieder auf Pferdefuhrwerke gewechselt. Konflikte und Sabotageakte, ausgehend von den Gutsherren, die durch den Kanal negativ betroffen waren, trugen dazu bei, dass die Aufrechterhaltung des Kanals als nicht wirtschaftlich betrachtet wurde. Gemessen an den Investitionskosten und dem tatsächlichen Nutzen ist der historische Alsterkanal einer der größten Flops in der Hamburger Baugeschichte. Heute sind nur noch spärliche Überreste des Kanals in Sülfeld ohne Verbindung in die Beste erhalten.